Reisebericht von Norbert zur Projektreise im November 2013
Ungefähr 20 Stunden nach der Abfahrt am Bahnhof Porta landete die Boeing 737 der Ethiopian Airlines auf dem Rollfeld in Lilongwe, der Hauptstadt Malawis. Der Flughafen ist überschaubar. Er gleicht einem kleinen deutschen Regionalflughafen. Neben unserem Flieger sind lediglich ein paar Sportmaschinen am Rande abgestellt.
Bereits beim Verlassen unseres Flugzeugs schlägt uns die tropische Hitze unbarmherzig entgegen. Gefühlt steht die Sonne senkrecht über uns, kein Wunder, denn wir befinden uns zwischen Äquator und südlichem Wendekreis.
Bilder – Anreise und Likhubula-Lodge
Zuverlässig holt uns der Fahrer der Mietwagenfirma „Best Car Hire“ in einem kleineren Geländewagen ab. Die sieben riesigen Hartschalenkoffer, die randvoll mit Medikamenten und Operationsbesteck, mit Babywaagen und weiteren medizinischen Gerätschaften bepackt sind, sowie zusätzliches Handgepäck lassen sich nur schwerlich im Wageninneren verstauen. Sehr beengt gehts dann durch dichten Verkehr zunächst in die Hauptstadt, wo wir nach kurzem Verhandeln einen geräumigeren Toyota Landcruiser erhalten. Wieder packen wir alles um und gehen nun eigenständig auf Tour. Die Umstellung auf Linksverkehr gelingt uns problemlos bis auf wenige Momente.
Nach zwei Stunden erreichen wir endlich die Baobab-Lodge, die direkt am wunderschönen Sandstrand des Malawisees gelegen ist. Beim Sprung ins klare Wasser sind sogleich alle Anstrengungen des langen Hinfluges vergessen. Unverzüglich breitet sich himmlische Entspannung aus.
Am nächsten Morgen starten wir bereits frühzeitig zur langen Tagesetappe in unser Projektgebiet, das weit im Süden des Landes liegt, dicht vor der Grenze nach Mosambik. Auf unserer Fahrt begleiten uns überwiegend landwirtschaftlich genutzte, klein parzellierte Gebiete, die dünn besiedelt oder durch kleinere Ortschaften aufgelockert sind. Hier versorgen wir uns mit frischem Obst oder leckeren, in Fett gesiedeten Backwaren, die direkt am Straßenrand angeboten werden.
In der Dämmerung sind wir schließlich in Mulanje angelangt. Wir werden herzlich aufgenommen von Lindsay, Eckhards langjährigen Freund. Traumhaft schön liegt sein Haus inmitten von Teeplantagen, umgeben vom leuchtenden Feuerrot der blühenden Flammenbäume. Von der Terrasse aus geht der Blick direkt hinüber zu den steilen Flanken der 3000 m hohen, gigantischen Mulanje-Mountains. Traum oder Wirklichkeit? Wir sind endlich in Afrika angekommen.
Vor dem Schlafengehen wird noch das Moskitonetz über dem Bett aufgehängt. An keiner Stelle darf auch nur ein winziger Spalt offen bleiben. In der Nacht hören wir manchmal die Mücken. Zum Glück von der anderen Seite des Netzes.
Wieder steigen wir am nächsten Morgen früh aus den Betten. An den kommenden drei Vormittagen geht’s auf Besuchs- und Inspektionstour zu den Schulen. Zunächst verläuft die Fahrt 30 km über die Asphaltstraße bis Thuchila, von dort holprig weiter über Schotter- und Lehmwege. Jeden Tag kann jetzt die Regenzeit beginnen. Dann sind alle Nebenstraßen schwer befahrbar oder unpassierbar. Vor drei Jahren mussten alle Insassen an der Brücke aussteigen.
Bilder – Schulbesuche
Wir können es kaum erwachten, die erste Schule zu erreichen. Wie geht es wohl den Schülern, Lehrern und allen anderen Mithelfern? In welchem Zustand befinden sich nun die vor drei Jahren gemeinsam mit ansässigen Handwerkern gemauerten Feuerholz sparenden Kochöfen, die neu gepflanzten Schulbäume oder aber auch die Photovoltaikanlage samt Laptop zur direkten Kommunikation mit uns?
Endlich sind wir da. Schon von weitem kommen uns die Schüler voller Freude und mit lautem Gesang entgegengelaufen. Ein Leuchten ist in allen Kinderaugen zu erkennen. Für sie ist es bestimmt so schön wie Weihnachten. Wir bringen endlich Abwechslung in ihren einfachen Alltag, der ohne die bei uns so selbstverständlich und unverzichtbar gewordenen Errungenschaften und Annehmlichkeiten auskommen muss: Kein Handy, kein Fernsehen, kein Laden für Spielzeug oder Süßigkeiten aber auch kein Taschengeld um Kleinigkeiten zu erwerben. Trotz der materiellen Armut bringen uns alle Kinder heitere Fröhlichkeit und tiefe Dankbarkeit für unser Kommen entgegen. Ein rührender Empfang, für uns kaum zu verstehen.
Dann das übliche Ritual, zunächst der herzliche Empfang von allen Lehrern und Komiteemitgliedern sowie den Dorfältesten. Danach die notwendigen und nicht enden wollenden Dankesreden für alles, was wir bereits gegeben haben und noch geben werden. Schließlich die Schülervorführungen und letztendlich der Rundgang durch alle Räume und Ecken der Schule.
Nach vier Stunden haben wir nun in alle Winkel geschaut, das eine oder andere dabei registriert und angesprochen. Insgesamt erhielten wir einen positiven Eindruck, denn unsere Hilfe hat weitere Selbsthilfe erzeugt: Beispielweise wurde in Eigeninitiative ein weiterer Energiesparofen gebaut und durchgebrannte Kochkesselböden wurden wieder repariert.
Bilder – Schulspeisung
Wir treffen uns im Lehrerzimmer und besprechen die Situation. Am Erfreulichsten ist für uns zu erfahren, dass mittlerweile alle Kinder des Einzugsgebietes täglich zur Schule gehen und dort bereits vor Schulbeginn das von uns finanzierte Likuni Phala löffeln. Dieser mit Mineralien und Vitaminen angereicherte Mais-Soja-Brei, wird von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) als gesunde Ernährungsgrundlage befürwortet. Das zeigen auch die lachenden und zufriedenen Gesichter der Schüler. Magere und unterernährte Kinder mit aufgeblähten Bäuchen sind in den Schulen nicht mehr zu finden. Eine neue Zukunft lässt sich erahnen.
Zum Abschluss unserer Besuche konnten wir noch den vor drei Jahren begonnenen Aufbau der Schulgärten mit der Übergabe von weiteren 80 Obst- und Brennholz-Jungbäumen ergänzen, die wir vom Direktor der dortigen Naturschutz- und Forstbehörde erhalten hatten. Dieser war von unserem nachhaltigen Projektansatz so überzeugt, dass er für die nächste Zeit eine fachliche Betreuung der drei Schulen zusagte.